Cineclub - Filmkritik: On the Line (2024)


Elvis (Mel Gibson) ist „on the Line“: Doch der Moderator einer mitternächtlichen Radio-Talk-Sendung, der es faustdick hinter den Ohren hat, wird plötzlich selbst zum Opfer, als der Anrufer Gary (Constantin von Jascheroff), seine Familie entführt und ein böses Spiel inszeniert. Gut durchdachter Thriller, der dank Funkmikros mehr als nur das kleine Studio für seine Handlung nutzt.

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Inhalt:

Es ist ein typischer Tag im Leben des Moderators Elvis Cooney (Mel Gibson). Erst fällt ihm der Namen des freundlichen Sicherheitsmanns Hemavatinandan (Ravin J. Ganatra) nicht ein, dann vergisst seine Assistentin Mary (Alia Seror O’Neill), das pünktlich zu Sendungsbeginn Elvis‘ Geburtstag beginnt. Außerdem gibt es einen Frischling im Team, den Austausch-Radiotechniker Dylan (William Moseley), der auch gleich zu Beginn der Sendung lernen muss, wie der eigenwillige Humor von Elvis funktioniert.

Zunächst verläuft die Sendung unspektakulär, bis ein Anrufer, der sich Gary nennt, in der Leitung ist. Elvis spürt sofort, dass hier etwas anders ist als sonst. Und er soll Recht behalten. Denn Gary erklärt, dass er in Elvis Haus eingebrochen und dessen Frau und Tochter in seine Gewalt gebracht hat. Nun soll Elvis ein makabres Spiel mitspielen, bei dem Gary alle Fäden in der Hand hat. Der Anfang ist noch relativ harmlos: Elvis soll offen auf dem Sender seine Affäre mit Mary eingestehen. Doch danach macht Gary ernst. Da die Frau, die er rächen möchte, Selbstmord beging, will nun auch der Anrufer über Leichen gehen – und es bleibt nicht bei einem Todesfall. Verzweifelt versucht Elvis, mit Hilfe von Dylon die Kontrolle über die Situation wiederzuerlangen, doch Gary scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein.

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Kritik:

Wenn man mit jemandem über das Telefon spricht, woran erkennt man dann, ob er die Wahrheit sagt oder nur blufft. Dieser Thematik geht Romuald Boulanger in seinem Thriller in mehreren Stufen nach – nur etwas erweitert dadurch, dass hier nicht nur telefoniert, sondern gleichzeitig über das Radio übertragen wird. Dass das Drehbuch dabei ein paar Wendungen vollführt, passt ebenso ins Bild wie das ziemlich makabre Ende des Films, das einen entweder wütend oder begeistert zurücklässt.

Mel Gibson hat hier eine richtige Hauptrolle. Auch wenn der Senior das Kämpfen mittlerweile lieber den Jüngeren überlässt, bleibt er doch vollständig und permanent im Mittelpunkt der Geschichte. Er ist das Alphatier des Senders, das Opfer des Psychopathen und irgendwie auch der Regisseur des Handlungsverlaufs in Personalunion. Dabei ist die Kamera fast ausnahmslos auf seine Figur fokussiert oder zeigt, was sich in dessen Blickfeld tut. Und dieser beschränkt sich tatsächlich nicht nur auf das Studio. Elvis kann dieses verlassen und dank Funk-Mikrophon seinen Handlungsspielraum im ganzen Gebäude des Senders (und auf das Dach) ausdehnen, was zusätzliche Twist ermöglicht hat.

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Da der Sender in einem Hochhaus untergebracht ist und die Protagonisten mehrfach mit dem Fahrstuhl hoch- und runterfahren, durfte natürlich die obligatorische Fahrstuhlschacht-Szene nicht fehlen, die allerdings glücklicherweise nicht unnötig in die Länge gezogen wurde.

„On the Line“ verfolgt einen bitterbösen Plan, bei dem der Regisseur des Films mit dem Zuschauer nicht anders verfährt als der selbsternannte Steuermann der Talk-Show-Entwicklung mit seinem Opfer. Eingestreute Hinweise mag man da auf den ersten Blick übersehen. Manchmal sind sie aber auch nur Kontinuitätsfehler, wie eine von Geisterhand plötzlich offenstehende Tür. Wer sich nach dem Abspann fragt, ob es sich lohnt, einen Blick in die Extras zu werfen, dem sei gesagt: Schaut lieber den Film nochmal und achtet ein wenig auf die Performance der Nebendarsteller. Alia Seror O’Neill als Assistentin Mary und Yoli Fuller als Steven machen ihre Sachen nämlich ebenso gut wie William Moseley und Mel Gibson. Und bei der Figur des Gary muss man wohl vor allem Paul Speras Synchronsprecher Constantin von Jascheroff und die hervorragende Akustik loben, die es durchaus mit einem guten Hörspiel aufnehmen kann.

Insgesamt kann „On the Line“ nicht nur mit Größen des Telefon-Thriller-Genres wie Joel Schumachers „Nicht auflegen!“ mithalten, sondern wächst dank seiner Auflösung darüber hinaus.

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Hintergrund:

„On the Line“ ist die Langfassung des 2019 ebenfalls von Romuald Boulanger inszenierten Kurzfilms „The Talk“, in dem Paul Spera und Anna Maryan bereits ihre gleichen Rollen bekleideten, wobei Elvis dort von William Baldwin in Szene gesetzt wurde. Auch Avant Strangel spielt in beiden Filmen mit, allerdings in unterschiedlichen Rollen. Eine deutsche Synchronisation dieser 25minütigen Vorversion existiert nicht. Trotzdem wäre dies ein gutes Extra für die DVD/Blu-ray gewesen.

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Fakten
Originaltitel:
On the Line

im Internet verfügbar ab:
01.12.2022

auf DVD/Blu-ray ab:
16.12.2022

Genre:
Thriller

Regie:
Romuald Boulanger

Dieser Film wurde bewertet von:
RS(79%)

Texte:
RS

Vertrieb (für Heimkino):
SquareOne

FSK der Heimkino-Fassung:
ab 16 freigegeben

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Author: Arielle Torp

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